Trachtenkapelle Brand - der „Böhmische Traum“ mit viel Jugend verwirklicht!

Vereinschronik von Othmar Zaubek anlässlich des Jubiläums 40 Jahre BAG Gmünd

Von Böhmen hat man schon vor fast fünfzig Jahren geträumt, gegenseitige Kontakte gepflegt und sich für die Frühschoppenprogramme beispielgebend und mit Liebe dieser Musikrichtung gewidmet. Vorbildliche Jugendarbeit verursachte zumindest die vierfach so große Besetzung, verbunden mit einer im Bezirk einzigartigen Wertschätzung und Einbeziehung der „alten Garde“. Durch richtungweisende Pfingstfeste bereits berühmt geworden, widmet man sich heuer bereits zum vierten Mal dem „Böhmischen Traum“ als im Land ziemlich einzigartigem Hochfest der böhmischen Musik, wo sich zumindest 300, nunmehr fast 500, Musiker zum Großorchester vereinigen.

Um den Ersten Weltkrieg mögen es unter zehn Musiker gewesen sein, die in Brand aufspielten, doch lässt sich eindeutig der Bestand einer Musikkapelle seit fast 150 Jahren nachweisen. Dem Lehrer Eduard Korzista, der sich ab 1857 vor allem um die Kirchenmusik annahm, folgten um 1880 Franz Jeschko und ab 1895 Stefan Illetschko als Kapellmeister, in Erinnerung ist, dass noch „auf Streich“ die Ballmusik besorgt wurde und der Gemeindearzt Dr. Josef Fuchs, auch Schlagwerker bei der Blasmusik, vor allem die Lehrer zu einem Streichorchester vereinte. Nach 1920 war bereits der hochbegabte Militärmusiker Karl Kuhn um die Ausbildung von Jungmusikern bemüht, so dass sich die Spielstärke auf 20 Mann erhöhte.

1927 war dann die Kapelle verwaist und der Bundesbahnbedienstete Adolf Zeller, Jahrgang 1902, damals gerade 26 Jahre alt und noch in seinem Geburtsort Finsternau daheim, übernahm die Leitung der Kapelle. Unter ihm nahm die Musikkapelle bereits am 12. Juli 1936 am Musikfest der Kapellmeisterunion in Gmünd teil. Bei seinem Tod und Begräbnis 1971, bei dem die Trauergemeinde über eintausend Menschen umfasste, wurde sein Wirken gebührend gerühmt und Bezirksobmann Karl Zlabinger würdigte das einmalige Bild des Es-Klarinette spielenden und zugleich dirigierenden „Zeller – Vaters“.

Erste Einkleidung war eine Uniform (1958)

1. Reihe (v.l.n.r.)
Stephan Illetschko, Walter Janda, Franz Böhm, Othmar Macho, Adolf Zeller, Josef Nowak, Erwin Zeller
2. Reihe (v.l.n.r.)
Rudolf Macho, Karl Porod sen., Rupert Trisko, Robert Illetschko, Gottfried Zeller, Franz Macho, Alfred Fida, Walter Sabelko, Johann Fürnsinn

Musikvereinsgründung und Trachteneinkleidung

Bereits 1956 wurden für die Privatkapelle Zeller anlässlich des 50-jährigen Gründungsfestes des NÖ Bauernbundes in Wien graue Uniformen angekauft. 1960 wurde dann aus der früheren Privatkapelle der heutige Musikverein, dessen erster Obmann der Musiker Rudolf Macho aus Brand 53 wurde. Die Leitung und auch die notwendige Ausbildung von Jungmusikern besorgte Kapellmeister Adolf Zeller, wie bereits vorher. Geprobt hat man vorerst im Gasthaus Illetschko beim Bahnhof, im Gasthaus Brodesser, heute Schütz, und anschließend im Saal Kastner, sowie in der Volksschule.

Die Musikkapelle Brand gehörte auch dem Niederösterreichischen Blasmusikverband mit der Mitgliedsnummer 132 an und besuchte eifrig die Musikfeste und Konzertwertungen. So war man im Jahre 1964 Teilnehmer beim Musikfest in Weitra und es wurde auch die bis heute getragene Trachtenuniform, die man damals neu angeschafft hatte, vorgestellt. 1970 stand Brand im Zeichen eines großartigen Musikfestes, das nicht allein einen der ersten Auftritte der Jugendkapelle Altnagelberg brachte, sondern einen Festzug und Gästekonzerte mit den Musikkapellen aus Bärnkopf und Martinsberg, Waidhofen an der Thaya für den Frühschoppen, Eisenbahnermusikverein Gmünd, Horn, Schrems, Langschwarza, Litschau und Werkskapelle Altnagelberg. Bereits 1967 und 1973 hatte der Verein in Krems an Musikertreffen teilgenommen. Beim Landesmusikfest 1972 in St. Pölten wurde mitgewirkt.

Othmar Macho, wie sein Freund Ladislav Kubes in Böhmen das Tenorhorn blasend, ist seit 65 Jahren aktiver Musiker, wofür er 2013 gebührend geehrt wurde. Jahrzehnte lang war er für das „Kleine Ensemble“ der Kapelle zuständig, das sich mit Hingabe den Frühschoppen- und Unterhaltungskonzerten widmete und sich auf böhmische Musik, ab etwa 1967 schon mit Gesangsdarbietungen, spezialisierte. Sänger waren zuerst Walter Janda und Othmar Langegger, hierauf Othmar Langegger mit Kurt Nowak, später Kurt Nowak mit den Schwestern Sonja und Martina Sulzberger, zuletzt seit 2013 Caroline Porod, Birgit Weisgram und Jürgen Uitz. Ebenso nahm Othmar Macho sich in beispielgebender Weise um die Gestaltung von Trauermusik an, wobei auch die alten böhmischen Trauermärsche, schon zur Zeit Zellers von Kubes übernommen, weithin bekannt und geschätzt wurden. Aus Anlass des ersten Großkirtages der Stadtkapelle Schrems 1972 war zu lesen: „Für den Samstag hatte man die bekannte Unterhaltungskapelle Brand verpflichtet, die das zahlreiche Publikum bis Mitternacht in Schwung hielt. Othmar Macho und seine Musiker erfreuten vor allem durch ausgezeichnet gespielte böhmische Weisen, sie musizierten sehr fleißig, manches wurde auswendig gespielt und natürlich fehlten die vorzüglichen Sänger nicht, die noch mehr Stimmung brachten. Alles in allem tadellose Unterhaltungsmusik, die auch musikalisch keine Wünsche offen ließ. Eine besondere Stimmungskanone natürlich Walter Janda als Ansager.“

In Brand selbst hat es früher mehr Unterhaltungen unter Mitwirkung der örtlichen Trachtenkapelle gegeben. So standen im Fasching 1975 der Feuerwehrball in Brand, die Kindermaskenbälle in Brand und Thaures, der eigene „Männerball“ am Faschingmontag und ein Faschingszug auf dem Programm. Bereits am 31. Mai und 1. Juni 1975 lud man in den Stadel von Musikkamerad Franz Macho zum Fest ein, dort feierte man noch zwei, drei Jahre, und hierauf begann man mit dem nunmehr schon traditionellen Pfingstfest.

Othmar Macho leitete aber auch konzertante Darbietungen, so ab 1971 Wertungsspiele. Am Christtag 1974 fand das erste Weihnachtskonzert im Gasthaus Kastner statt. Das Programm umfasste: Hans Freivogel: Gruß an die Heimat, Konzertmarsch; Hermann Schröer: Land der Träume; Josef Strauß: Feuerfest; Hans Freivogel: Jagdschloß Waldenbuch, Ladislav Kubes: Lied vom Leben, Walzer: Heinrich Oberortner: Musik erklingt; Hans Schmid: Der fidele Hammerschmied; Ladislav Kubes: Zum Empfang, Polka; James Tarver: Canyon Passage; Antonin Borovicka: Gablonzer Perlen, Polka; Karl Pfortner: Jingle Bells. Die Ansage besorgte Othmar Zaubek.

Die Musikkapelle Zeller aus Brand (1970)

sitzend
Stephan Illetschko, Walter Janda, Erwin Zeller, Adolf Zeller, Manfred Zeller, Othmar Langegger, Rudolf Macho
1. Reihe (v.l.n.r.)
Adolf Illetschko, Karl Porod sen., Othmar Macho, Rupert Trisko, Robert Illetschko, Leopold Apfelthaler, Johann Fürnsinn, Josef Stippl, Walter Sabelko
2. Reihe (v.l.n.r.)
Lambert Macho, Adolf Ruso, Franz Macho, Josef Wenzel, Erwin Anibas, Karl Porod jun., August Anibas, Karl Janda

Musikalische Aufwärtsentwicklung (Musikheim, Jugendausbildung)

Der Schulmann OSR Othmar Tomaschek, damals Hauptschuldirektor in Schrems, auch mit Adolf Zeller verwandtschaftlich verbunden, bot 1979 an, bei der Trachtenkapelle Brand die musikalische Leitung bei Konzerten und Wertungen zu übernehmen. Er war ein hochwillkommener und äußerst musikalischer Gastdirigent, der sich aber schon rein äußerlich ein wenig vom Musikverein abhob und nicht in dessen Tracht, sondern im eigenen Trachtenanzug dirigierte. Othmar Tomaschek war Gründer der gemeindeeigenen Musikschule und nahm sich auch in überaus richtungweisender Art um die Ausbildung junger Musiker an, wobei beispielsweise Manfred Fürnsinn zuerst in der Altnagelberger Jugendkapelle mitgespielt hatte und dann in Tomascheks Nachfolge die Jugendausbildung besorgte und das bis in die Gegenwart vorbildlich fortsetzt.

Tomaschek gelang es erfolgreich, das musikalische Programm auszubauen und vielfältiger zu gestalten. Das beweist etwa das Konzert im Dezember 1983 für „Licht ins Dunkel“: Festfanfare; Josef Haydn: Feldpartie; Hans Hartwig: Paprika; Sepp Thaler: Musik in Dur und Moll; Zu Gast bei Nico Dostal, Ladislav Kubes: Netolicka Polka; Kentucky Boys; Hans Kolditz: American Journal, Schlagerparade im Marschrhythmus, Zwei Kameraden, Erinnerungen an Frantisek Kmoch, Gut Klang, Weihnachtslied. 1986 wurde über das Konzertwertungsspiel in Schrems geurteilt: „In gewohnter Manier die Trachtenkapelle Brand, Dir. Othmar Tomaschek versprühte direkt musikalische Laune und Unbeschwertheit, „Holz und Blech“ wurde prächtig musiziert und die selten gehörte Ouvertüre „Kreuzfahrt“ war ein Höhepunkt in Technik und Vortrag, beispielgebend musikalisch durchgestaltet und mitreißend dynamisch realisiert.“ Zum Jahr 1987 wurde angemerkt: „Auch Brand und Dir. Othmar Tomaschek sind Garanten für hochwertige Blasmusik und Orchester wie Dirigent wurden auch heuer wieder allen Erwartungen vollauf gerecht“.

Das stattliche Jugendblasorchester beim Musikschulkonzert in Brand (2006)


Unter Obmann Rudolf Macho erhielt man 1981 den Ehrenpreis des Landeshauptmannes in Bronze und 1985 in Silber. 1988 musste man vom Gründungsobmann Rudolf Macho Abschied nehmen, auch Abordnungen der Partnerkapellen Lichtenstein (D) und Brand (Vbg) waren zu seinem Begräbnis gekommnen. Seine Nachfolge trat Erich Hofhansl an, und der setzte sich ein bleibendes Denkmal durch seine Initiativen und Bemühungen zur Schaffung eines eigenen Musikheimes in Brand. So konnte 1989 der einstimmige Beschluss gefasst werden, ein eigenes Heim zu errichten. Hofhansl gewann dabei den verwandtschaftlich an die Familie Apfelthaler gebundenen Waldviertelbeauftragten Dir. Adolf Kastner für den Plan, der ein besonderer Förderer der Musikkapelle wurde. Darum spielte Brand auch aus Anlass seines „Sechzigers“ und nahm 2012 Abschied von ihm auf dem Zwettler Friedhof. Mit dem Bau des Musikheimes wurde im November 1989 begonnen. Zu Pfingsten 1991 war es dann so weit, in Anwesenheit von Ladislav Kubes, höchster Vertreter des Blasmusikverbandes und lieber Musikkameraden konnte das stattliche Musikheim in Brand seiner Bestimmung übergeben werden. 2,5 Millionen Schilling waren erforderlich und das hätte nicht ausgereicht, wären nicht von den Musikern und Förderern 10.000 freiwillige Arbeitsstunden aufgebracht worden. Eine Großleistung für den Musikverein, wie auch die spendenfreudige Bevölkerung der Gemeinde Brand – Nagelberg. Beim Musikheim wurde ein entsprechender Gedenkstein aufgestellt und unter ihm eine Urne mit der Vereinsgeschichte vergraben.

Als geprüfter Kapellmeister des NÖBV übernahm Manfred Fürnsinn bereits 1988 die musikalische Leitung der Trachtenkapelle Brand und wurde auch Stabführer. Hatte man schon am Christtag 1974 zu einem Konzert eingeladen und wurde unter Tomaschek 1983 ein Konzert für „Licht ins Dunkel“ gespielt, so wurde unter den Kapellmeistern Manfred Fürnsinn und Gerald Zeller ab 1998 das alljährliche Frühjahrskonzert zu einem Fixpunkt und musikalischen Ereignis. Von allem Anfang an verstand es Gerda Apfelthaler immer wieder, wunderbar durch das Programm zu führen.

1992 musste man wiederum von einem Obmann Abschied nehmen, von Erich Hofhansl, der bereits im 52. Lebensjahr verstorben war. Gerald Zeller komponierte für ihn den Choral „In memoriam Erich Hofhansl“. Dieser wurde gespielt, als der Trauerzug beim Musikheim, dem bleibenden Werk des Verstorbenen, anhielt.

Die Trachtenkapelle Brand beteiligte sich am Landesmusikfest aus Anlass des Spatenstiches für das Regierungsviertel 1992 in St. Pölten und aus Anlass einer Angelobung gastierte in diesem Jahr die Militärmusik Niederösterreich im Ort. Unter Kapellmeister Manfred Fürnsinn wurden mit Aufnahmeleiter Franz Kastner 1993 Aufnahmen von fünf Musikstücken für den Rundfunk getätigt. Vorher hatte man vom treuen Musiker Stephan Illetschko, der im 90. Lebensjahr verstarb, Abschied nehmen müssen und eine Wahlwerbereise führte auch die Trachtenkapelle durch das gesamte Waldviertel. 1993 wurde bei der Weihe des Glockenturmes in Neuthaures gespielt, später für die Kapelle Gopprechts.

Im Jahre 2000 ist Walter Sabelko verstorben. 1983 bis 1991 war er Bezirksstabführer, er war seit 1951 musikalisch aktiv, Schriftführer und von 1965 bis 1984 Stabführer in Brand.

Beim Kirtag in Brand fanden sich immer wieder Mitglieder der Bezirksleitung als liebe Gäste ein (1993)

(von links nach rechts): Franz Macho, Erich Heher mit Gattin, Roman Schafleitner mit Gattin, Manfred Fürnsinn, Karl Porod.

Die Jahre 1993 und 1995 brachten die bis heute erfolgreiche und segensvolle Weichenstellung in die Zukunft. 1993 übernahm Karl Porod, damals schon 27 Jahre aktiver Musiker, die Vereinsführung, die er heute noch als Obmann innehat, und für die zwanzigjährige aufopferungsvolle Tätigkeit wurde er von seiner Heimatgemeinde beim Frühjahrskonzert 2013 mit dem Wappenring ausgezeichnet. In zwei Jahren ist es soweit, Gerald Zeller kann dann trotz seines recht jungen Alters auf zwanzigjährige Kapellmeistertätigkeit, eben seit 1995, rückblicken, aktiver Musiker ist er schon seit 35 Jahren, seit 1978. Zeller war auch bis zur Eingliederung in den Musikschulverband Oberes Waldviertel Leiter der Musikschule in Brand und unterrichtet gemeinsam mit Manfred Fürnsinn auch derzeit im Rahmen des Verbandes, so dass der Einfluss der Blasmusiker auf die Jugendausbildung gewahrt bleibt. Positiv geurteilt wird 2012 bei der Konzertmusikbewertung: „Modern klanglich angelegte Variationen werden von der Trachtenkapelle Brand ebenso gemeistert wie das von Gerald Zeller echt musikantisch empfundene ‚Heimatlieder Potpourri’ von Hans Handl. Jugendausbildung war und ist nicht allein für Gerald Zeller ein Herzensanliegen. Manfred Fürnsinn legte die Prüfung zum Diplom-Jugendreferenten ab und gründete 2004 JOB, das Jugendorchester Brand. War schon 1998 ein „Jugendensemble“ zu hören, dem dann Kammermusikgruppen folgten, so gehört seit 2005 das Jugendorchester Brand „JOB“ zur fixen Bereicherung des Kulturlebens, dabei von Manfred Fürnsinn, Peter Kautzky und nunmehr Michael Neuwirth stilvoll geleitet. Dieses Orchester wirkt auch immer wieder bei anderen Konzerten mit, führt auch eigene durch, nahm 2006 am Jugendkapellentreffen in Heidenreichstein und 2009 in Großschönau teil und eröffnete 2010 und 2011 den „Böhmischen Traum“, bei dem es auch 2013 mitwirkte. Als zu Jahresende 2007 Manfred Fürnsinn seinen „Fünfziger“ feierte, stellten sich natürlich seine zahlreichen Musikschüler als Gratulanten ein. Thomas Schindl (geboren 1980), heute Berufsmusiker, ist bei Prima la Musica 1999 für Wien angetreten.


Partnerschaft über die Landesgrenzen hinaus

Keine andere Musikkapelle im Bezirk Gmünd kann auf derartig viele, langjährige Partnerschaften und enge Musikfreundschaften verweisen, wie die Trachtenkapelle Brand. Diese werden auch intensiv gepflegt und wirken bis zum „Böhmischen Traum“ in der Gegenwart.

In erster Linie sind die Verbindungen zum nördlichen Nachbarn anzuführen. 2013 gedachte man würdig der 45-jährigen Freundschaft mit Vater und Sohn Ladislav Kubes. Vorläufer bestehen seit den Jahren des Zweiten Weltkrieges, wo bereits tschechische Gastmusiker in Brand mitwirkten und Adolf Zeller Verbindungen zu Ladislav Kubes knüpfte. Das ist der Ursprung der Liebe für diese Musikrichtung, da sind die Wurzeln für den „Böhmischen Traum“. Vielfach handschriftliches Notenmaterial, allein 150 Stück Unterhaltungsmusik und Trauermärsche von Ladislav Kubes wechselte über die Grenze und wird heute noch von der Trachtenkapelle Brand hoch geschätzt. 1968 plante man eine sommerliche Fahrt zu Ladislav Kubes, als gleichzeitig russische Panzer den Prager Frühling niederwalzten, so war an Musizieren nicht zu denken. Aber bald kam es zu Kontakten und zu Besuchen in Neunagelberg, Brand und Litschau, noch unter den strengen Augen politischer Kommissäre. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen vermehrt tschechische Kapellen nach Brand, so 1990 „Iglovanka“ aus Budweis und 1991 „Blatacka“ zum Kirtag.

Immer wieder fuhren Abordnungen der Musik oder der gesamte Musikverein zum nördlichen Nachbarn. So war 1995 eine Abordnung bei Ada Dosko in Tabor. 2001 wurde in Trhove Sviny gespielt, weiters in Kaplice und 2012 gemeinsam mit Vitis in Pocatky. Das Musikertreffen in Lomnice stand 2007 auf dem Programm. Bei der Begründung der Gemeindepartnerschaft mit Suchdol spielten die Werkskapelle Stölzle, Budvarka und die Trachtenkapelle Brand 2007 in Suchdol. Am 3. Oktober 2009 feierte man in Neunagelberg 20 Jahre Grenzöffnung unter dem Motto „Musik verbindet“. Drei Kapellen, Werkskapelle Stölzle, Brand und Trebon konzertierten, und die Jugend war daran symbolisch beteiligt.

1984 wurde Lichtenstein in Deutschland der Besuch abgestattet. 1986 führte der Ausflug nach Aigen bei Salzburg, 1987 nach Brand in Vorarlberg. Das sind die drei „westlichen“ Kapellen, mit denen enge Musikfreundschaft gepflegt wird. So war Brand am Lünersee bereits fünfmal in „unserem“ Brand und die heimische Kapelle fuhr auch fünfmal nach Vorarlberg. Altenbuch im Spessart war 2007 das Reiseziel.

Die „alte Garde“ wirkt auch heute ganz wesentlich in Brand mit, in keiner anderen Kapelle des Bezirkes Gmünd gehören 15 Musiker mehr als 40 Jahre ihrem Musikverein an (2013)

1. Reihe (v.l.n.r.)
Johann Apfelthaler, Tuba, (46 Jahre aktiver Musiker), Kurt Nowak, Schlagwerk (50), Othmar Macho, Tenorhorn (65), Karl Porod, Trompete (47), Othmar Langegger sen., Tenorhorn (55), Franz Macho, Schlagwerk (62), Johann Kralicek, Schlagwerk (62)
2. Reihe (v.l.n.r.)
Walter Zeller, Klarinette, (40), Heinz Frank, Posaune (42), Manfred Fürnsinn, Trompete (42), Rupert Trisko, Bariton (67), Erich Porod, Tuba (45), August Anibas, Bariton (47). Robert Illetschko, Flügelhorn (60). Nicht auf dem Bild: Herbert Köck, Horn (42)

In den beiden abgelaufenen Jahrzehnten hat die Trachtenkapelle Brand immer wieder auch bei auswärtigen Anlässen musiziert. So in Wien für eine Werbewoche der Wiener Restaurants mit einem Gastspiel im Cafe Landtmann im Oktober 1991. 1992 fuhr man nach Lackenbach, 1995 nach Gaaden, wo Hofrat Manfred Zeller, ein Sohn Adolf Zellers, als Bürgermeister und Musiker wirkte. Mehrmals war man zu Gast beim Bauernmarkt in Thaya. Etliche Konzerte wurden auf dem Romauplatzl in Heidenreichstein gespielt. Fast ein Fixpunkt war jahrelang die Umrahmung des Florianitages in Dietmanns bei Gmünd, etwa 2000, im nächsten Jahr war dort Kindergarteneröffnung. Beim Kartoffelfest und Sonderzügen wurde in Litschau musiziert. Man erwiderte den Besuch und fuhr nach Allhartsberg. Sieglinde Illetschko, Bassflügelhornistin und erfolgreiche Stabführerin, feierte ihre Hochzeit in St. Lambrecht mit Wolfgang Pichler, Trachtenkapelle und Singgemeinschaft Brand fuhren dabei 2008 in die Steiermark. 2011 in Großschönau und 2012 in Hirschbach konnte „Trachtenrock“, moderne „Blasmusik in Tracht“, gewonnen werden. Als es in Amaliendorf 2013 bravourös zum dritten Mal gelang, fand Obmann Karl Porod herzliche Dankesworte.


Vom Männerball zum Weihnachtsmarkt

Brand kann auf ein reichhaltiges Jahresbrauchtum verweisen. Besondere Tradition hat der „Männerball“, der seit der ersten Nachkriegszeit nach 1945 alljährlich am Faschingmontag veranstaltet wird. 1985 wurde dabei die erste Faschingszeitung herausgebracht, der noch einige folgen sollten. Größere Tradition hat der „Pechkalender“, denn mit „Gstanzln“ wurden immer schon örtliche Ereignisse aufs Korn genommen. Man ist dabei originell maskiert, es gibt jedes Mal Gruppen, maskiert sind die Freunde von der Stadtkapelle Litschau, denen sich immer wieder Bezirksobmann Franz Kitzler angeschlossen hat. Großpertholzer Strohpuppen, die „Faschingsgilde“, das „Putzfrauenkonzert“, „Landesklinikum Storch“ die Seeräuberbräute und „neue Regierung“ waren Maskengruppen bei diesem Ball. Auch eine Mitternachtseinlage gab es einige Male.

Zu Maibeginn hat das Häuserspiel schon eine lange Tradition. Derzeit gibt es drei Gruppen, alle sind mit Traktor und Wagen unterwegs. Früher ist man zu Fuß gegangen, ist aber seit 30 bis 40 Jahren motorisiert. Am 1. Mai spielt die Kapelle in Brand ab 6 Uhr, am Wochenende vor oder nach dem 1. Mai in Finsternau, Gopprechts und Thaures, jeweils ab etwa 10 Uhr. Die Bewirtung erfolgt meist bei den Musikkollegen. Zusätzlich hat man gelegentlich einen Maibaum aufgestellt.

Seit man sich daran erinnern kann, ist das „Maispielen“ in Brand aktuell, zuerst zu Fuß, seit Jahren in Gruppen und motorisiert mit Traktor (2000)


1986 kamen die Vorarlberger erstmals zum Pfingstfest. Dieses zeichnet sich durch zweierlei aus, vorerst von Anfang an prominente Unterhaltungskünstler wie Kurt Ostbahn 1996 und mehrfach die Paldauer, so schon 1992, oder den Spatzenexpress aus Tirol und 2000 die Klostertaler und zweitens Gastkapellen verschiedenster Art, von Lackenbach im Burgenland, Allhartsberg, bis zur Jugendtrachtenkapelle Kaumberg im Jahre 2013. 1994 hat man übrigens beim Pfingstfest einen Frühschoppen für den ORF gespielt. 2009 kamen zum Bezirksmusikfest im Rahmen des Pfingstfestes Hoheneich, Gmünd, Amaliendorf, Bad Großpertholz Großschönau, Litschau, Weitra und Hirschbach.

Im Rahmen des Viertelsfestes im Waldviertel wurde 2010 der „Böhmische Traum“ mit 317 Musikern, die gemeinsam musizierten, glanzvoll und eindrucksreich realisiert. Dabei wurde Brand zum „Woodstock der böhmischen Blasmusik“. Die Idee und meiste Arbeit hatten und haben Jürgen Uitz und Andreas Schindl, der „Böhmische Traum“ ist inzwischen zum kulturell – gesellschaftlichen Fixpunkt geworden. „Musik schafft Träume“, so schrieb die NÖN. 2013 waren es bereits 508 Musiker und das Projekt wird gipfeln in der Europameisterschaft für böhmische und mährische Blasmusik der CISM in Brand im Jahre 2016. Berühmte Komponisten, wie Ladislav Kubes, Norbert Gälle und Kurt Gäble dirigierten bisher das internationale Großorchester. Gerald Zeller leitet immer seinen von ihm komponierten Marsch „Brand grüßt“, der Partnerkapelle Brand in Vorarlberg gewidmet.

Böhmische Partien aus Tschechien, Deutschland und vor allem Niederösterreich waren zu hören, Ladislav Kubes junior und seine „Veselka“, sowie „Die Rainer“ bestritten abendliche Unterhaltungsprogramme. Die Trachtenkapelle Brand, die immer wieder auch den Frühschoppen selbst besorgte, erwies sich immer als optimaler Festorganisator, auch mit reicher kulinarischer Palette. Wenn 2013 der „Böhmische Traum“ offiziell mit der gleichnamigen Polka von Norbert Gälle ausklang und dabei das langjährige Sängerterzett sich mit den drei jungen Sängern, alle von der Trachtenkapelle Brand, harmonisch im Gesang vereinte, so war das ein wunderbares Symbol für die nunmehr schon drei Generationen umfassende, Grenzen überschreitende Liebe zur böhmischen Blasmusik.

Frühschoppenkonzerte werden vor allem vom „Kleinen Ensemble“ gespielt, man beschränkt sich dabei hauptsächlich auf den Bezirk, gastierte aber auch beim Musikerheurigen in Groß Gerungs, in Brunn am Gebirge, Salzburg und in Tschechien. Im Sommer gab es immer wieder außermusikalische Aktivitäten. So spielte 1996 die Trachtenkapelle gegen die Feuerwehr Fußball. Dabei stellte die Kapelle ihre Musikerinnen als Damenmannschaft auf, so ein Juxmatch gab es nur einige Male. Teilgenommen wurde immer auch bei Bewerben des Sportlerfestes in Brand, so etwa beim Seilziehen. Auch beim Wandertag in Altnagelberg ist man mit dabei.

Eine wichtige Veranstaltung war bis in die Neunzigerjahre der Kirtag, der im Gasthaus Kastner stattfand. Da spielte die Musikkapelle Brand zum Frühschoppen auf und mangels sonstiger Konzerte verband man damit fallweise auch die Musikerehrungen, so etwa das Ehrenzeichen in Gold für Othmar Tomaschek. Gelegentlich wurde dort auch ein Kirtagbaum aufgestellt.

Beim Weihnachtsmarkt in Brand betreibt die Trachtenkapelle selbst im Pfarrhof die Kaffeestube, seit etwa drei Jahren zusätzlich die Bar, Bläsergruppen, Blech- und Holzbläser, wirken seit etwa zwanzig Jahren beim Adventmarkt mit. Eine vereinseigene Weihnachtsfeier für Musiker und Angehörige, auch mit musikalischer Umrahmung, findet im Musikheim statt.

Stolz ist der Musikverein Brand auf sein eigenes, im Bezirk einmaliges Tanzorchester, die „Siesta Big Band“, von Gerald Zeller gegründet. Sie musiziert hauptsächlich bei Vereinsanlässen, hat auch schon auswärts gespielt bei Ausflügen, wie nach Brand in Vorarlberg 1994 und Brunn am Gebirge. Das Tanzorchester wurde etwa 1993 gegründet und hatte bis 2013 50 Auftritte, so steht alljährlich der „Männerball“ auf dem Programm.

Der Löwe im Gasthaus Brodesser in Brand hat sich nicht so lange gehalten wie die „löwenstarken“ sechs Musiker der „Lions“, eine Tanzkapelle, die sich von 1974 bis 1994 über das Waldviertel hinaus bestens Rufes erfreute. Allein im Fasching 1989 spielte sie bei elf Bällen. Vier der sechs Musiker gehören auch heute noch der Trachtenkapelle Brand an, so Bandleader Karl Porod, Trompete und Gesang, sein Bruder Erich Porod, Gitarre, Trompete, Saxophon, Bariton und Gesang; Johann Apfelthaler, Saxophon, Klarinette und Flöte, sowie Manfred Fürnsinn, Schlagzeug, Trompete und Gesang. Weiters spielten noch Rudolf Hofbauer, Keyboard, Piano, Akkordeon und Gesang, und Herbert Langegger, E - Bass, Gitarre und Gesang mit.

Musikerhochzeiten haben ihren besonderen Platz im Vereinsleben, hier die Trachtenkapelle Brand mit Stabführerin Sieglinde Illetschko bei der Gratulation für das Brautpaar Kapellmeister Gerald Zeller und Marketenderin Renate Mader - Zeller (2003)



Vorbildliche Teilnahme am Verbandsgeschehen

Bereits vor 1973 nahm die Trachtenkapelle Brand an Konzertwertungsspielen des Blasmusikbezirkes Waldviertel teil. So bereits ab 1955 unter Kapellmeister Adolf Zeller und 1971 in Schrems, 1973, 1974 und noch 1976 unter Kapellmeister Othmar Macho jeweils in Stufe B. Ab 1978 liegt die Liste der Wertungsteilnahmen komplett vor. In all diesen Jahren wurde ausnahmslos in der Stufe B angetreten, also insgesamt 33 mal. Bis 1987 erzielte Othmar Tomaschek zweimal „sehr guten Erfolg“ und sieben Auszeichnungen. Unter Manfred Fürnsinn erreichte die Kapelle bis 1994 fünfmal „sehr guten Erfolg“ und zwei Auszeichnungen. Bereits bei 18 Wertungen war Gerald Zeller der Dirigent und hat dabei acht Auszeichnungen bzw. mehr als 90 Punkte erreicht, sonst immer „sehr guten Erfolg“. 2005 erhielt er die Dirigentennadel in Bronze. Anzuführen sind natürlich auch die Marschmusikbewertungen. Dabei ist die Trachtenkapelle Brand 1979 bei ihrem Bezirksmusikfest unter Stabführer Walter Sabelko in Stufe A erstmals zur Marschmusikbewertung angetreten. Angetreten wurde fortan ab 1985 in jedem Jahr, siebenmal gab es einen „sehr guten Erfolg“, 18 mal Auszeichnungen. Nach dreimaligem Antreten in Stufe A marschierte man abwechselnd 13 mal in Stufe B, siebenmal, vor allem zuletzt, in Stufe C, ab 1994 dreimal in Stufe D und mit ausgezeichnetem Erfolg 2009 in Stufe E. Auf Walter Sabelko folgten 1985 Kurt Nowak für zumindest zwei Wertungen, Manfred Fürnsinn von 1989 bis 1996, dann wieder Kurt Nowak bis 2003 und seither stand die Kapelle je fünfmal unter der Stabführung von Sieglinde Illetschko (verehelichte Pichler) und so wie derzeit unter Jürgen Uitz. Dabei ist man immer im Bezirk Gmünd angetreten. Am 5. 3. 2005 wurde die Dirigentennadel in Bronze an Gerald Zeller überreicht. Vom Landeshauptmann wurde Brand mit dem Ehrenpreis in Silber und 2012 mit dem neuen Ehrenpreis in Gold ausgezeichnet.



Die Trachtenkapelle Brand im Jahre 2013 beim Frühjahrskonzert

Die Trachtenkapelle Brand zählt 72 Mitglieder, davon 23 weiblich, im Alter von 14 bis 85 Jahren. Davon sind 15 unter 20, 25 bis 40, 24 bis 60 und 8 über 60 Jahre alt. In der Kapelle sind 19 Angestellte, je 12 Schüler und Facharbeiter, 8 Pensionisten, 7 Studenten, 4 Lehrer, 3 Selbständige, 2 Beamter und eine Tierärztin, je ein Musiker, Gemeinde – und Landesbediensteter und Lehrling. 15 Mitglieder gehören der Trachtenkapelle Brand bereits zumindest seit 1973 an. Dieser hohe Anteil der „alten Garde“ ist einmalig im Bezirk Gmünd. Die Nennung von Musikerfamilien in der sonst üblichen Form ist unterblieben, da Familien gleichen Namens mit einander nicht verwandt sind, dafür Verwandte verschiedene Familiennamen tragen. Militärmusiker waren bei der Militärmusik Niederösterreich: Karl Porod, Johann Apfelthaler, Karl Apfelthaler, Gerald Zeller, Andreas Schindl, Andreas Ableidinger, Thomas Schindl, Alexander Fürnsinn. Der Schlagwerker Thomas Schindl gehört als Berufsmusiker den Wiener Symphonikern an.