130 Jahre Trachtenkapelle Brand - Vereinschronik zum Pfingstfest 2009
Unter der Bevölkerung der Pfarrgemeinde Brand gab es schon von je her gute, musikalische Talente und schon vor mehr als 140 Jahren gab es in Brand eine Musikkapelle. Leider fehlen die Aufzeichnungen über deren Ursprung und über die damalige Leitung. Diesen frühzeitigen Bestand bestätigt nämlich auch die Tatsache, dass schon der damalige Schulmeister, Herr Eduard Korzista, welcher in Brand von 1857-1878 als tüchtiger Lehrer und Organist wirkte, die Musiker von Brand für seine berühmte Kirchenmusik heranzog. Er bildete dann noch zusätzlich wertvolle Musikkräfte für diesen Zweck heran, schuf auch ein beachtliches Instrumenten-Inventar für die Kirche und leistete dadurch einen großen Beitrag zur Hebung des musikalischen Niveaus und zur dauernden Existenz einer Musikkapelle in Brand.
Aus mündlicher Überlieferung wird um 1880 Franz Jeschko aus Brand Nr. 17 als Kapellmeister genannt. Ihm folgte um 1895 Stefan Illetschko aus Brand Nr. 75, der bis zum Jahre 1928 als großer Musikidealist wirkte. In dieser Zeit wurde noch vorherrschend Streichmusik gepflegt.
Herr Medizinalrat Dr. Josef Fuchs, von 1903-1939 Gemeindearzt in Brand, sammelte als leidenschaftlicher Musikus vor dem 1. Weltkrieg alle Musikkundigen zu einem großen Streichorchester, bei welchem auch fast die ganze Lehrerschaft von Gopprechts, Finsternau und Brand mitwirkte. Mit diesem gut gepflegten Orchester, das auch nach dem 1. Weltkrieg noch mehrere Jahre bestand, gab Dr. Fuchs nicht nur fallweise herrliche Ballmusik und Konzerte, sondern auch wunderbare Kirchenmusik. Außerdem pflegte er nach dem 1. Weltkrieg unter persönlicher Mitwirkung auch ein sehr gutes Schrammelquartett und von 1934-1939 auch ein Zithertrio.
Zu Beginn der 1920er Jahre bildete dann der damalige 1. Grenzzoll-Abteilungsleiter Oberkontrollor Karl Kuhn (ein äußerst gut ausgebildeter und hochbegabter Militärmusiker) Nachwuchskräfte für die Blasmusik heran und vergrößerte so die bisher 7-8 Mann starke Ortskapelle auf ca. 20 Mann. Unter seiner Leitung, die er bis zu seiner Versetzung 1927 inne hatte, brachte er diese Musikkapelle zur weitbekannten und begehrten Berühmtheit, und es wurde daher sein Abschied allgemein sehr bedauert.
Der vorerwähnte Kapellmeister Stefan Illetschko, der bisher auch noch Tanz- und Trauermusik in kleinerer Besetzung leitete, beendete zur gleichen Zeit infolge seines hohen Alters ebenfalls seine ruhmvolle, musikalische Tätigkeit.
Als nun der Fortbestand dieser berühmten Brandler Ortskapelle bereits in Frage gestellt war, übernahm der damals 26-jährige Bundesbahnbeamte Adolf Zeller aus Finsternau notgedrungen die Leitung dieser Musikkapelle. Auf allen Instrumenten bewandert, war er unermüdlich stets für den Nachwuchs tätig, um den berufsbedingten Ausfall von Musikern immer wieder ersetzen und den Stand von mindestens 18-20 Mann wahren zu können. Geprobt wurde in diesen Jahren im Gasthaus Illetschko, beim ehemaligen Bahnhof von Brand, wo auch Ballveranstaltungen abgehalten wurden, die bis Mitternacht mit Streichmusik, dann mit der „moderneren“ Blechmusik bestritten wurden und nicht selten erst gegen Mittag des nächsten Tages endeten. Nachdem Gastwirt Illetschko nach Wien gezogen war, wurde das Gasthaus Brodesser (heute Schütz) das neue Probelokal.
Während des Krieges musste öfter auf tschechische Aushilfsmusiker zurückgegriffen werden, wodurch aber Kontakte zum Komponisten Ladislav Kubes geknüpft werden konnten. Von 1962 – 1969 wurden 2 Besuche in Tschechien und 2 Gegenbesuche in Brand abgestattet. Eine Folge der guten Beziehungen zu Kubes war, dass die Kapelle Zeller mit noch handgeschriebenen Original-Kompositionen von Kubes versorgt und damit auf dem Gebiet der böhmischen Unterhaltungsmusik im Bezirk führend wurde.
Anlässlich des 50-jährigen Gründungsfestes des Niederösterreichischen Bauernbundes in Wien wurden 1956 graue Uniformen angekauft, damals noch als Privatkapelle Zeller, die bei der Kapellmeisterunion organisiert war.
Erst 1960 wurde formell ein Verein gegründet, dessen erster Obmann Herr Rudolf Macho (aus Brand 53) wurde. Die Geschäftsführung hatte jedoch weiterhin Kapellmeister Adolf Zeller inne.
1964 wurden Trachten angekauft, in denen sich die Trachtenkapelle Brand bis heute präsentiert.
Am 10. April 1971 ging mit dem Tod von Adolf Zeller eine Ära zu Ende und eine über 1000 Menschen zählende Trauergemeinde gibt Zeugnis über das Wirken und den Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Verstorbenen.
Als neuer Kapellmeister tritt Othmar Macho sein Amt an und führt die Kapelle zu Erfolgen bei Wertungsspielen, Unterhaltungsmusikauftritten (insbesondere als Chef des „Kleinen Ensembles“), aber auch zu einem hohen Bekanntheitsgrad für Trauermusik über die Bezirksgrenzen hinaus.
Im Jahr 1979 nimmt der Vorstand der Trachtenkapelle das Angebot von Hauptschuldirektor OSR Othmar Tomaschek (aus Nagelberg) an, die Leitung für Konzertmusik als Dirigent zu übernehmen. Tomaschek war als Ausbildner und Musiklehrer auf nahezu allen Instrumenten bewandert und leistete durch seine Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur personellen und qualitativen Steigerung der Kapelle. Die Erreichung zahlreicher ausgezeichneter Erfolge bei Konzertwertungsspielen bescherte dem Verein Ehrenpreise des Landeshauptmannes von Niederösterreich, und zwar im Jahr 1981 in Bronze und 1985 in Silber.
1988 übernimmt nach Abschluss der 3-jährigen Kapellmeister-Ausbildung beim niederösterreichischen Blasmusikverband in Zeillern Manfred Fürnsinn die Leitung der Trachtenkapelle Brand. Zugleich übt er auch die Funktion des Stabführers aus, in der er die Kapelle auch in höheren Stufen zu zahlreichen Auszeichnungen führt.
Im selben Jahr heißt es Abschied nehmen vom langjährigen Obmann Rudolf Macho, der im Oktober 1988 seinem schweren Leiden erlegen ist. Sein Amt übernimmt der bei zahlreichen Vereinen in der gesamten Gemeinde überaus engagierte Erich Hofhansl, der auch den Bau eines eigenen Musikheimes vorantreibt, musste doch nach Durchlauf verschiedenster Probelokale (Gasthaus Brodesser, Gasthaus Kastner, Volksschule Brand) endlich eine dauernde Bleibe gefunden werden. Obmann Hofhansl erreichte im Februar 1989 einen einstimmigen Beschluss zum Bau des Musikheimes, im Oktober begannen die Bauarbeiten und bereits zu Pfingsten 1991 konnte unter Beteiligung aller Bezirkskapellen und Partnerkapellen aus dem In- und Ausland das Musikheim feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Nach 10.000 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden und einem Aufwand von mehr als 2,5 Millionen Schilling konnten nicht nur die Musiker, sondern auch die gesamte spendenfreudige und hilfsbereite Bevölkerung stolz auf das Gebäude sein.
Leider durfte sich Initiator Obmann Erich Hofhansl nicht lange an seinem Werk erfreuen. Er starb plötzlich und völlig unerwartet am 2. Juli 1992. Die Anteilnahme der Bevölkerung und der Musikkameraden aus dem Bezirk, von Lichtenstein, Altenbuch, Salzburg und Vorarlberg war gewaltig. In Würdigung seines Wirkens hielt das Trauerkondukt vor dem Musikheim inne und seine Musikkameraden intonierten den Choral „In memoriam Erich Hofhansl“ von Gerald Zeller.
Um den wachsenden finanziellen Aufwand für den Verein abdecken zu können, wurden auch Feste veranstaltet, ab 1968 zunächst die „Waldfeste“ im Ruso-Bichl der Familie Straßer, die aufgrund der Wetterabhängigkeit in den 70er-Jahren zunächst für 2 Jahre in die Garagen von Autobus-Unternehmer und Musikkollegen Walter Janda verlegt wurden, dann als „Heustadelfeste“ in der neu errichteten Scheune von Vereinskassier Franz Macho (Brand 7) abgehalten wurden.
Im Jahre 1979 wurde gemeinsam mit der FF Brand ein großes Jubiläumsfest veranstaltet, wozu ein Festzelt errichtet wurde. Im Jahr darauf wurde die Feuerwehrhalle erbaut, die seitdem Austragungsort aller Feste ist.
Mit der Errichtung eines eigenen Musikerheimes stiegen natürlich auch die laufenden Kosten, ebenso durch den Zuwachs an Mitgliedern und deren Ausstattung mit Trachten und Instrumenten.
Deshalb hat es sich der jetzige Obmann Karl Porod, der am 17.3.1993 als Nachfolger von Erich Hofhansl einstimmig gewählt wurde, zur Aufgabe gemacht, den Standard der Kapelle nicht nur halten zu können, sondern darüber hinaus noch zu verbessern. Unter seiner Federführung konnten von 1992 bis 2001 große Pfingstfeste veranstaltet werden, die wegen der auftretenden Gruppen weit über die Bezirksgrenzen hinaus von sich Reden machten (z.B. Die Paldauer, Das Nockalm-Quintett, Kurt Ostbahn, EAV, Die Klostertaler).
Die Anschaffung von Trachten, Instrumenten, einer neuen Verstärkeranlage und sogar eines Kleinbusses zu deren Transport, aber auch die Erhaltung und Instandsetzung des Musikheimes sind seinem umsichtigen Handeln und seinem Wirtschaftsgeist zu verdanken. Erst in den letzten Jahren mussten beim Musikheim der Dachstuhl verstärkt, eine Trockenlegung nach einem Wasserrohrbruch und die Sanierung des Vorplatzes mit neuer Pflasterung durchgeführt werden. Rechtzeitig zum heutigen Fest sind auch die Malerarbeiten an der Fassade fertig geworden und unser Musikheim erstrahlt zum Jubiläum in neuem Glanz.
Aus gesundheitlichen Gründen legte Manfred Fürnsinn im Jahr 1995 seine Funktion als Kapellmeister zurück und Hauptschullehrer Gerald Zeller trat an seine Stelle. Dieser übernahm mit dem Bezug des neuen Musikheims im Jahr 1991 auch die Funktion des Musikschulleiters bis zur Eingliederung in den Musikschulverband Oberes Waldviertel im Jahr 2001.
Manfred Fürnsinn blieb jedoch als Ausbildner für Blechblasinstrumente dem Verein erhalten, legte die Prüfung zum Diplom-Jugendreferenten ab und gründete 2004 das Jugendorchester Brand, das Sie am Freitag bei der Eröffnung des Pfingstfestes hier hören konnten.
Aus dem Kleinen Ensemble entwickelte sich ab dem Jahr 1993 eine Gruppe, die es sich zur Aufgabe machte, vor allem die vereinseigenen Veranstaltungen mit Tanzmusik zu bespielen, das Tanzorchester „Siesta Big Band“, das ebenso wie zahlreiche andere kleinere Gruppen rein aus Mitgliedern der Trachtenkapelle Brand besteht und trotz der für die traditionelle Blasmusik ungewöhnlichen Instrumente auf keine auswärtigen Aushilfen zurückgreifen muss.
Schon seit Jahrzehnten hat es sich unsere Musikkapelle zur Pflicht gemacht, alljährlich zum 1. Mai jeder Hauspartei in den Orten Brand, Finsternau, Gopprechts und Thaures ein Ständchen zu bringen. Um diese so umfangreiche Darbietung auch bei unseren Streusiedlungen bestreiten zu können, ist es notwendig, dass sich die Musikkapelle in zwei (seit 1990 sogar in drei) Partien teilt und mit Traktorgespannen von Haus zu Haus fährt.
Fast eine Selbstverständlichkeit ist es geworden, dass die Trachtenkapelle zahlreiche Veranstaltungen musikalisch umrahmt, egal ob kirchliche, politische, private oder andere gesellschaftliche Anlässe, zum Beispiel Auferstehungs-, Fronleichnams- und Erntedankprozession, Einzug zur Erstkommunion, Blasmusikmesse und Platzkonzerte am Tag der Blasmusik und am Kirtag, Trauermusik zum Friedhofsgang am Muttertag und zu Allerheiligen, Heldenehrungen beim Kriegerdenkmal oder am Friedhof, Weihnachtsfeiern, Turmblasen in der Christnacht, Trauermusik bei Begräbnissen, Fest- und Unterhaltungsmusik bei allen möglichen Veranstaltungen von Vereinen, politischen Aufmärschen, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten usw.
Wenn wir heute unser Jubiläum feiern, so wollen wir auch nicht vergessen zu danken, und zwar all jenen, die sich dafür eingesetzt haben, dass der Bestand der Kapelle bis heute und auch in Zukunft gesichert bleibt. Seien wir immer eingedenk, dass nicht alles selbstverständlich ist, was wir heute an optimalen Rahmenbedingungen fürs Musizieren vorfinden, beginnend bei der Ausbildung, der Ausstattung mit Instrumenten und Trachten und dem eigenen Vereinslokal, sondern von unseren Vorgängern durch viel Einsatz, Engagement und persönlichen Verzicht geschaffen worden ist.
Trachtenkapelle Brand 1998
- 4. Reihe (v.l.n.r.)
- Sautner Rudolf, Apfelthaler Martin, Apfelthaler Johann, Apfelthaler Stefan, Zeller Erich, Anibas August, Langegger Othmar, Ableidinger Andreas, Macho Herwig, Hofhansl Christian
- 3. Reihe (v.l.n.r.)
- Sulzberger Gabriele, Frank Heinz, Zeller Walter, Schindl Andreas, Nowak Christian, Riedl Thomas, Weisgram Erwin, Weisgram Andreas, Apfelthaler Karl, Riedl Karl, Kastner Wolfgang, Simon Wilfried, Schindl Martina
- 2. Reihe (v.l.n.r.)
- Illetschko Sieglinde, Köck Herbert, Porod Erich, Sabelko Walter, Weisgram Doris, Weisgram Karin, Weisgram Gabriele, Weisgram Petra, Schindl Christiane, Apfelthaler Katharina, Fida Rene, Zeller Clemens, Macho Thomas, Moraes Philipp, Nowak Kurt, Mattes Sonja
- 1. Reihe (v.l.n.r.)
- Illetschko Sandra, Trisko Rupert, Langegger Othmar, Macho Othmar, Janda Walter, Illetschko Robert, Fürnsinn Manfred, Zeller Gerald, Porod Karl, Apfelthaler Leopold, Kralicek Johann, Macho Franz, Schindl Thomas, Fürnsinn Johann